73. Gedenkmesse Kampenwand 2024

Das Gedenken darf nicht aufhören

»Wollen wir das mit dem Gedenken auf der Kampenwand nicht einmal sein und ruhen lassen? Am besten man lässt Gras darüber wachsen.« – So war Schnaitsees Bürgermeister Thomas Schmidinger angesprochen worden vor der Gedenkmesse auf der Kampenwand. Doch der Bürgermeister ließ sich nicht beirren und stellte die Weichen. Und so feierten die Gemeinden des Chiemgaus am Sonntag nun die inzwischen 73. Gedenkfeier für die Opfer der beiden Weltkriege an der Kapelle »Maria, Königin des Friedens« auf der Kampenwand.

Die Gemeinde Schnaitsee war heuer mit der Ausrichtung beauftragt worden. Traditionell wechseln sich Gemeinden aus den Landkreisen Rosenheim und Traunstein mit dieser Aufgabe zusammen mit der stets mithelfenden Gemeinde Aschau im Chiemgau ab.

»Das geschehene Unrecht darf nicht vergessen werden«, betonte Schmidinger. »Eben deswegen dürfen wir das Gedenken auch angesichts der aktuellen Geschehnisse in Europa und auf der Welt nicht einstellen, im Gegenteil: Präsenz für den Frieden ist wichtiger denn je.«

Der Bürgermeister lobte die vielen Helfer in seiner Gemeinde, die nach 60 Jahren wieder einmal mit der Gedenk-Organisation beauftragt worden war. Zugleich war die Ehre des Auftrags ein schöner Bestandteil der heurigen 1100-Jahr-Feierlichkeiten in Schnaitsee.

Den Gottesdienst zelebrierte Pfarrer Mario Friedl vom Pfarrverband Schnaitsee-St. Leonhard-Waldhausen zusammen mit Dekan Michael Mannhardt von den Pfarrverbänden Miesbach und Hausham-Agatharied. Pfarrer Friedl sagte auf die nachdenkenswerten Worte von Bürgermeister Schmidinger: »Wollen wir uns bisher vertrauten Menschen anpassen, wenn sie die Vergangenheit ignorieren, oder wollen wir uns einer riskanten Auseinandersetzung stellen? Dazu können wir nur antworten, dass wir nicht über Unrecht und Opfer drüberweggehen dürfen und dass wir gegenseitiges Verstehen anstreben sollen.«

Angesichts der ständigen Kapellenpflege galt Franz Schaffner ein besonderes Lob, der mit einer Handvoll von Freunden aus Pittenhart und Höslwang vor kurzem unter anderem für neue Schindeln auf dem Kapellendach gesorgt hatte. Im Sinne der Erbauer und deren Nachfolger kam auch die Kollekte vom Gottesdienst dem weiteren Erhalt der Kapelle zugute.

»Wer seine Vergangenheit nicht kennt, der kann auch nicht seine Zukunft gestalten« – Mit diesen Worten stimmte Josef Konhäuser als stellvertretender Landrat von Traunstein den Anliegen von Bürgermeister und Pfarrer zu.

Den Abschluss des Gedenk-Gottesdienstes mit der Schubert-Messe bildeten eine Dank-Ansprache von Josef Lutz, Vorsitzenden der Krieger- und Soldatenkameradschaft Schnaitsee, sowie eine gemeinsame Kranzniederlegung von Anton Linner, dem Gauvorstand des Chiemgau-Rupertigaus, mit Alfons Schuster, dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft der Krieger-, Veteranenvereine und Soldatenkameradschaften im Landkreis Rosenheim. Ehe es zur Einkehr bei der Steinlingalm ging, erklangen das Lied »Ich hatte einen Kameraden« – Salut schossen die Aschauer Gebirgsschützen – und die Bayernhymne. Hö

Bericht aus Traunsteiner Tagblatt, Bilder: Hannes Biller