Fahnenweihe

146 Grabenstätter sind in den Kriegen seit 1870 gefallen

Soldaten- und Kriegerkameradschaft Grabenstätt feiert 140-jähriges Bestehen

Erinnerung gegen das Vergessen

In den drei Kriegen, in die Deutschland seit Gründung der SKK Grabenstätt im Jahr 1866 verwickelt war, sind aus dem Ort 146 Männer gefallen. Ihrer und auch der Opfer unter der Zivilbevölkerung zu gedenken, sei Mahnung und Verpflichtung für den Verein, sagte Vorstand Hans Purzeller bei der Niederlegung eines Kranzes bei der 140-Jahr-Feier der „Veteranen“ am Sonntag. Gedacht wurde der Gefallenen aus dem Krieg von 1870/71, sowie aus dem ersten und zweiten Weltkrieg. Unsägliches Leid und unvorstellbare Not haben, so Vorstand Purzeller, diese Kriege über die Gemeinde Grabenstätt gebracht.

Jeder Name auf dem Kriegerdenkmal stehe schließlich für den Tod eines lieben Mitmenschen.

Ihrer aller Tod dürfe nicht vergessen werden, berge die Pflicht in sich, in Zukunft für Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit einzutreten.

 

Die glücklichen Weisungen achten

Zuvor hatte Pfarrer Josef Kreuzpointner im Rahmen eines von der Musikkapelle Grabenstätt gestalteten Gottesdienstes die frisch restaurierte Fahne der SKK neu gesegnet. Auch der Grabenstätter Pfarrer erinnerte an wichtige Daten aus den vergangenen 140 Jahren, das Kriegsende am 08. Mai 1945, die Atombombe über Hiroshima am 06. August 1945 und auch die Anschläge in New York am 11. September 2001. Damit stellte Pfarrer Kreuzpointner die Verbindung her zu einer Katastrophe in der Geschichte des Volkes Israel, nämlich die Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar und der anschließenden Vertreibung. Katastrophen dieser Art seien immer möglich, andererseits bleibe es nicht ungestraft, wenn die Menschheit die göttlichen Weisungen missachte, wenn das Gebot der Liebe vernachlässigt werde. Anschließend zogen die Orts- und Nachbarvereine, die zu Ehren der Soldaten- und Kriegerkameradschaft nach Grabenstätt gekommen waren, mit ihren Fahnenabordnungen durch das Dorf. Bei der Feierstunde im Gasthaus „zur Post“ heftete zunächst Sophie Huber das Erinnerungsband an die restaurierte Fahne. Bürgermeister Georg Schützinger bezeichnete diese als ein Schmuckstück, auf die der Verein stolz sein könne. Er würdigte die Veteranen dafür, dass sie immer das Gedenken an die Opfer wach gehalten haben und somit die Mahner für die jüngeren Generationen gewesen seien. Zudem sei der Verein ein wichtiger Eckpfeiler der Dorfgemeinschaft und kümmere sich um die Pflege und den Unterhalt des Kriegerdenkmals. Für die Zukunft wünschte der Bürgermeister, dass sich immer wieder Mitglieder finden, die bereit seien, Verantwortung im Verein zu übernehmen. Als kleine Unterstützung der Gemeinde überreichte er einen Scheck an Vorstand Purzeller. Auch Albert List, der Vorstand der Bergener Veteranen, seit rund 80 Jahren Patenverein der Grabenstätter, gratulierte zum Jubiläum und überreichte ein Geldgeschenk. Gauvorstand Siegried Engl aus Chieming sprach ebenfalls Glückwünsche aus und bezeichnete es als eine der vordringlichsten Aufgaben der Veteranenvereine, Erinnerung gegen Vergessen zu setzen, die Leiden und Opfer der Toten den nachfolgenden Generationen ins Gedächtnis zu rufen. Schließlich blieb es noch Siegfried Riede überlassen, einen Blick in die Chronik des Vereins zu werfen.

Gegründet am 21. Januar 1866, ist der Krieger und Soldatenverein Grabenstätt der älteste Verein in der Gemeinde. Erster Vorstand war von 1866 bis 1901 Joachim Hildebrandt. Bevor in Grabenstätt der Verein gegründet worden war, gab es eine Militärvereinigung in Übersee. (ab 1831) und einen Kampfgenossenbund in Bergen, (seit 1834) denen auch Grabenstätter angehörten. Der Grabenstätter Verein hatte neben der „Pflege der Treue zum Königshaus, der Anhänglichkeit zu Kaiser und Reich, der Liebe zum Vaterlande  unter Fernhaltung jedes politischen Parteigetriebes“ nicht zuletzt auch die Aufgabe den „kameradschaftlichen Sinn“ dadurch zu kräftigen, dass Mitglieder in nicht selbst verschuldeten Notlagen unterstützt werden und dass verstorbene Mitglieder ein würdiges Begräbnis bekamen. 172 Mitglieder hat die SKK heute, davon haben 18 noch am zweiten Weltkrieg teilgenommen.

 

Traunsteiner Tagblatt 28.03.2006